067 - Der Redner by Edgar Wallace

067 - Der Redner by Edgar Wallace

Autor:Edgar Wallace [Wallace, Edgar]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-03-05T09:31:20+00:00


Geschmuggelte Smaragde

Chefinspektor Rater hatte einen Freund beim Finanzamt, der beinahe ebenso schweigsam war wie er selbst. Wenn er sich einmal erholen wollte, machte er mit diesem Mann weite Spaziergänge. Manchmal ließ Mr. Rater dann im Laufe des Tages die Bemerkung hören, daß es nach Regen aussähe, und beim nächsten Ausflug tat sein Freund eine ähnliche Äußerung. Gelegentlich sagte auch der Beamte vom Finanzamt, daß sie wahrscheinlich den falschen Weg gegangen wären, aber gewöhnlich nahmen sie den richtigen und hatten also keine Veranlassung, darüber zu reden. Zuweilen brachten die beiden Freunde das ganze Wochenende miteinander zu. Dann saßen sie in einem flachen Boot, das am Ufer festgebunden war, und machten schweigend Jagd auf die stummen Fische.

Ein gewisser Mark Ling, der hauptberuflich ein Verbrecher war, besaß in der Nähe von Marlow eine Villa, und es war sein Lieblingstraum, daß der Chefinspektor eines guten Tages mit dem Kahn umkippen und ertrinken möchte. Stundenlang lag er flach auf der Wiese, drückte sich ins Gras und beobachtete die beiden reglosen Gestalten, die wie holzgeschnitzte Götterstatuen in ihrem Fahrzeug saßen. Aber das Schicksal erfüllte seinen Wunsch nicht, obwohl er schon einen Bootshaken mitgebracht hatte, um den verhaßten Mr. Rater auch lange genug unter Wasser zu halten.

Manchmal hatte Mr. Ling selbst Besuch. Steiny Lamb hatte manche Interessen mit ihm gemeinsam, und sie sprachen meist über geschäftliche Angelegenheiten. Und zwischen ernsthaften Unterhaltungen über Nachschlüssel, Fensteröffner und die beste Art, Polizeistreifen aus dem Weg zu gehen, lagen sie lange Zeit im Grase und beobachteten Mr. Rater und seinen Freund.

»Man kann ja sein eigenes Wort nicht verstehen bei dem vielen Gerede«, meinte Mark ironisch. »Ich möchte nur wissen, wer der andere Kerl ist.«

»Der sieht nicht so aus, als ob er von der Polente wäre«, entgegnete Steiny.

»Polypen befreunden sich nicht miteinander«, erklärte Mark.

»Sie trauen einander nicht, weil sie sich zu gut kennen.«

Mark hatte auch eine Stadtwohnung in Soho. Er gehörte nicht zu den Verbrechern, die drei Monate des Jahres in Armut und Schmutz zubringen, vierzehn Tage in Saus und Braus leben und die übrigen achteinhalb Monate im Gefängnis sitzen. Im Gegenteil, Mark Ling verdiente dauernd viel Geld. Er ließ seine Pläne durch kleinere Leute ausführen, hinter denen er sich versteckte. Auch Steiny war für ihn tätig, aber er war etwas zu neugierig.

»Wer hat denn neulich das Ding in Leicester gedreht?« fragte er bei seinem Besuch in Marlow.

Mark sah ihn böse an. Die Sache in Leicester war eine unangenehme Angelegenheit. Fast ein volles Jahr hatte er damit zugebracht, alle Einzelheiten über die berühmte Gürtelschnalle der Familie Couper in Erfahrung zu bringen, und dann war ihm ein anderer zuvorgekommen und hatte ihm das Stück vor der Nase weggeschnappt. Es waren vierzehn Brillanten auf der Schnalle, und jeder Stein hatte etwa vierzehn Karat. Alle Juweliere kannten das Stück.

»Ich weiß es nicht, aber ich vermute, daß es die Birmingham-Bande war«, erwiderte Ling ärgerlich. »Und ich bin froh, daß ich nichts damit zu tun habe. Ich möchte nur wissen, wie die Kerle die Steine aus dem Lande schaffen wollen! Wer das versucht, legt sich ja selbst den Strick um den Hals.



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